Am Federsee
Ein sehr warmes Oktober-Wochenende war angekündigt. Die letzte Gelegenheit des Jahres 2019, um an den Federsee zu fahren und Bartmeisen zu fotografieren, die es dort in nennenswerter Anzahl noch gibt. Ein Stellplatz in Bad Buchau war trotz des lebhaften Wochenendbetriebes aufgrund von zwei großen Kurkliniken zum Glück schnell gefunden. Der Federsee ist umgeben von Moorlandschaft, die dem Naturschutz unterliegt. Deshalb ist die Region nur auf einem 1,3 km langen Steg zu betreten.
Morgenstimmung am See
Am nächsten Morgen hieß es früh aufzustehen. Wir waren nicht die einzigen, die schon gegen sieben Uhr unterwegs waren, denn andere pilgerten auch schon schwer mit Kameras und Stativen behangen auf den Steg hinaus. Es war dämmrig, das erste Morgenrot zeigte sich. Herbstnebel lag über der Moorlandschaft. Deshalb machten wir erst Halt für Landschaftsfotos, auch wenn sich an der Stelle, an der sich später offenbar bevorzugt die Bartmeisen zeigten, die ersten Fotografen positionierten, um die besten Plätze für sich zu reservieren. Für sie war erst einmal nur Warten angesagt.
Mit Kanonen auf Bartmeisen
Erst tat sich nichts. Wir hörten die Bartmeisen, aber wir konnten sie im Schilfdickicht, das den Steg säumt, nicht erkennen. Ab und zu flog ein Trupp über uns hinweg. An zwei Stellen führen schmale Gassen im Schilf zu Fischerhütten. Auf den Bohlen war Sand ausgelegt worden. Wir erfuhren, dass im Herbst die Bartmeisen ihre Ernährung von Weichfutter auf Körnerfutter umstellen. Um die Körner verdauen zu können, müssen sie Sand aufnehmen, der die Körner im Magen durch Reibung aufschließt.
An der scheinbar lukrativsten Stelle drängten sich mittlerweile die Fotografen eng mit z. B. Canon 1D X, 600 mm Festbrennweite und zweifach-Konverter - Kanonen. Geschätzt 100.000 Euro auf einem qm!
Auch an anderen und ruhigeren Stellen ließen sich die Bartmeisen zum kurzzeitigen Ausruhen oder Sandaufnehmen nieder - man musste nur etwas mehr Geduld aufbringen.
Aber nicht nur
Ein Rohr länger als das andere
Die folgenden Bilder sollen einen Eindruck vom Fotografen-Treiben vermitteln. Aus Datenschutzgründen wurden die Bilder entsprechend verändert.
An den Schilfgassen war die Chance am größten, ein Bild von einer Bartmeise oben auf einem Binsenwedel zu ergattern. Darauf warteten die Profis - mit allen möglichen Tricks: natürlich mit den längsten Rohren, die der Markt hergibt, aber auch mit Trittleitern, mit dicken Stativen bestückte Sitzbänke, Schraubzwingen und Brettern für an Geländer gebastelte Plattformen .....